Direkt zum Hauptbereich

Viel Schnee in Nordmazedonien

Der nordmazedonische Zollbeamte an der Grenze ist begeistert: „Dortmund? Borussia Dortmund? Bayer Leverkusen kaputt. Uuuuh!“ Süß! Danach ist er kurz nicht mehr süß, als er uns nach dem mitgeführten Alkohol fragt. „Oh, ihr habt drei Liter? Erlaubt sind nur ein Liter pro Person.“ Ich bekomme kurz Schnappatmung, da ich den Wein ca. 15 Kilometer vor der Grenze gekauft habe. Er möchte den Alkohol sehen. Also zeige ich ihm zwei Flaschen. „Ach, Wein? Wein ist ok.“ Puh! Es hört sich so an, als wäre Wein gar kein Alkohol. Hier zählen wohl nur Spirituosen. Da haben wir ja nochmal Glück gehabt ;)


Unser nächstes Land empfängt uns nicht mit ganz so tollem Wetter. Es regnet in Strömen. Die vorbeiziehende Landschaft ist winterlich trist. Vereinzelt sind ehemals weiße Schneeberge zu sehen. Richtig Schnee liegt nur auf dem Baba-Gebirge zu unserer Linken.

Am Eingang des Galičica-Nationalparks besuchen wir das Kloster Sveti Naum. Es befindet sich am südlichen Ufer des Ohridsees, den sich Nordmazedonien und Albanien (auf der anderen Seite des Ufers zu sehen) teilen. Gemeinsam mit der Stadt Ohrid und dem gleichnamigen See ist das Kloster Weltkulturerbe der UNESCO. Es wurde am Ende des 9. Jahrhunderts von Naum erbaut, der auch hier begraben liegt. Von hier aus werden in der Saison Bootstouren zu den Quellen des Ohridsees angeboten. Heute ist keine Saison.

Durch einen Garten und ein Tor gelangen wir in den Innenhof des Klosters, wo mehrere Pfauen residieren. Wie vor fast jedem Tier haben die Kinder Angst. Warum ist uns ein Rätsel. Trotz des grauen Himmels ist die Klosterkirche sehr schön anzusehen. Der Ticketverkäufer lädt uns auch ein, das Innere umsonst zu besichtigen. Tolle Fresken, die Szenen aus dem Leben Naums zeigen, zeugen von alten Zeiten. 











Aufgrund des miesen Wetters entscheiden wir uns für die Weiterfahrt in Richtung Mavrovo Nationalpark. Unterwegs stellen wir fest: ups, hier soll es ab abends schneien und bitterkalt werden. Spontan schreiben wir ein Ski-Hut mit Campingplatz an. Es ist eingeschneit und mit Van nicht erreichbar. Mist! Was haben wir uns bloß dabei gedacht? Wir spielen unsere Optionen durch: warmes Hostel oder kalt in Friedolin? Die Entscheidung fällt zugunsten des Parkplatzes am Skilift in Mavrovo. Nur zum Schlafen ins Hostel einzuchecken lohnt sich nicht, denn die Ankunft wird spät sein. Dies liegt zum Einen an der späten Abfahrt und zum Anderen am einsetzenden Schnee in der Dunkelheit. Teilweise erfasst der Scheinwerfer nur noch Schnee, liegender Schnee auf der Straße und fallender Schnee von vorne. Ein kleiner Schneesturm. Aber Jonas bringt uns sicher ans Ziel. Bis wir dort gegen 19 Uhr ankommen, ist schon einiges an Schnee gefallen, die Kinder total durch (Stichwort Zeitverschiebung) und wir auch. Auf geht’s in eine eisige Nacht. Möge uns die Standheizung nicht im Stich lassen.

Brrrrr! Ein Versagen der Standheizung wäre gar nicht schlimm gewesen. Denn auch bei -6 Grad haben wir sie erst zum Frühstück angeschmissen. Es war zwar kalt, ziemlich sehr kalt, aber schlimm gefroren haben wir alle nicht. Sogar unsere Scheiben sind von innen vereist. Nach draußen schauen geht auch nicht. Mit Blick aus der Tür stellen wir fest, dass es nachts wohl noch ordentlich geschneit hat - bestimmt 20 Zentimeter.


Dick eingepackt geht es nach draußen. Wilmas erster Move ist der Sturz kopfüber in den Schnee, so dass sie nur noch getragen werden möchte. Kurze Zeit später tut Marta es ihr gleich und hängt auch nur noch auf dem Arm.

Im Skigebiet bekommen wir zum Glück für die großen Kinder schicke Handschuhe ausgeliehen - Ida ist sehr neidisch auf Martas Elsa-Handschuhe. Immerhin haben die beiden Großen nun warme Hände und können fröhlich Eiszapfen lutschen. Wilmas Socken an den Händen sind dagegen eher ein optischer Schutz. 

Gemeinsam erkunden wir den Skilift und die Preise. Jonas bekommt große Augen und Sehnsucht. 13€ für einen halben Tag klingen schon fair.





Doch vorher muss Friedolin freigeschaufelt werden und wir müssen ins Hostel (nachts werden -12 Grad erwartet) einchecken. Auf dem Weg umrunden wir den Mavrovo See. Hätten wir es nicht gewusst, hätten wir ihn nicht erkannt.


Die Zufahrt zum Hostel ist noch nicht geräumt. So müssen wir die letzten 500 Meter zu Fuß laufen und Friedolin an der Hauptstraße zurücklassen. 

Jonas zieht direkt davon und wir Mädels machen es uns gemütlich. Nach der Mittagspause zieht es uns in den Gemeinschaftsraum, wo der dreijährige Sohn der Besitzer den Mädels sein gesamtes Spielzeug präsentiert und total aufgedreht ist. Hier ist ganz schön viel los, für uns ziemlich gewöhnungsbedürftig ohne Abstand und Co. Aber so läuft es hier …






Gemeinsam mit dem Hostelbesitzer verschafft sich Jonas an der Zufahrtsstraße einen Parkplatz, damit Friedolin dort die Nacht verbringen kann.

Während im Wohnbereich noch halligalli ist, verziehen wir uns ins Bett und freuen uns, dass wir nicht frieren müssen.


Schon früh sind wir wach, der Rest des Hauses allerdings nicht. Aus Rücksicht wollen wir in den Gemeinschaftsraum gehen, doch dort schlafen zwei Männer auf dem Sofa. So verbringen wir weitere, ziemlich unproduktive Zeit auf dem Zimmer, bevor wir unten einen neuen Versuch starten. Die Schlafenden wachen direkt auf und verziehen sich. Ist ja mittlerweile auch schon halb 9. Langsam kommt dann auch Leben in die Bude. 


Mit Sack und Pack wandern wir dann über die inzwischen geräumte Straße zu Friedolin. Dort stellen wir fest, dass die nächtlichen -12 Grad unser Obst, Gemüse und die geliebten Pflanzen haben erfrieren lassen. Immerhin hatten wir es warm ;)


Durch eine herrliche Schneelandschaft bei bestem Wetter machen wir uns auf die Suche nach einer Wäscherei. Vergebens. 

Erster Stopp ist daher das Matka-Tal mit gleichnamigen Canyon. Entlang des Flussbettes spazieren wir ein wenig, bis es nicht mehr weitergeht. Während die anderen im Auto warten, werfen ich noch einen kurzen Blick hinter die Staumauer, hinein in den Canyon. Diesen kann man dann allerdings von dieser Seite aus nur mit dem Boot besichtigen. Der Blick lohnt sich dennoch.





In Skopje, der Geburtsstadt von Mutter Teresa, besuchen Ida und ich eine Shopping Mall. Handschuhe für alle zu finden, erweist sich als durchaus schwierig. Doch wir sind am Ende erfolgreich. Für jeden ist ein Paar dabei, auch wenn es teilweise nur dünne sind. Falls nun noch einmal Schnee unsere Wege kreuzt, wir sind gerüstet. 


Irgendwie ist alles richtig spät geworden. Eine Wäscherei ist immer noch nicht in Sicht, dabei wäre sie doch so bitter nötig. Zusätzlich landen wir im absoluten Feierabendverkehr, die Kinder sind verdreht und die Stellplatzsuche erweist sich als absolute Qual - alle sind im Meckermodus. Nach zahlreichen Anläufen und einer mittlerweile schon eingeschlafenen Wilma, parken wir Friedolin kurzerhand am Straßenrand eines Feldweges. Wir hoffen, dass wir hier niemanden stören …

Bis auf zwei bellende Hunde nachts, hat sich wohl niemand an unserer Anwesenheit gestört. Begrüßt werden wir lediglich von strahlender Morgensonne - Gewächshausromantik.

Mit guter Laune erreichen wir ziemlich schnell die Grenze und verabschieden uns von Nordmazedonien.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Endspurt durch Frankreich

Die letzten Tage der Reise verbringen wir nun in Frankreich. Leider erweist sich die Stellplatzsuche als sehr schwierig. So landen wir mal wieder in Moliets Plage - Erinnerungen an vergangene Urlaube werden wach. Kurz vorm Sonnenuntergang schaffen wir es noch ans Meer. Wilma und Marta stürzen sich direkt in die Lagune und sind nur schwer aus dem Wasser zu bekommen und meinen plötzlich schwimmen zu können. Da die Kinder den ganzen Tag nur gesessen haben und fast alle unterwegs geschlafen haben, beschließen wir eine spanische Nacht. Erst gegen 23 Uhr bekommen wir kurz vor Küchenschluss unsere Pizza serviert. Anschließend fliegen die Kinder in den siebten Himmel - neben zwei Runden im Karussell gibt es sogar noch ein Eis.  Das Eis bleibt Wilma so in Erinnerung, dass ihr erster Satz am Morgen sich um eben dieses pinke Eis dreht. Zu diesem Zeitpunkt sind Jonas und Christoph schon lange unterwegs. Mit ihren Surfbrettern verabschieden sie sich gebührend vom Meer. Als sie mit dem breitesten Gr

Kantabrien - Lieblingsplatz am Playa Gerra

Gleich unser erster Halt in Kantabrien entpuppt sich als absoluter Glücksgriff. Es ist der Playa de Barnejo-Berrellín. Als wir ihn bei Flut erreichen, ist nur ein schmaler Streifen Sand begehbar. Das Wasser ist wie ein See und lädt die Kinder zum Schwimmen mit den Bodyboards ein. Überall kann man schwimmend und watend (wenn man groß ist) kleine Buchten erreichen. Beim Einsetzen der Ebbe verschwindet das Meer nach und nach hinter einer Kurve, wo wir tolle Wellen finden. Wir sind unglaublich begeistert von diesem Strand und fühlen uns an verwunschene Traumstrände an anderen Enden der Welt erinnert. Gut gelaunt geht es zum Playa Gerra, wo wir (hoffentlich, sofern es nicht zu voll wird) die nächsten Tage bleiben werden. Schnell geht es los zum Strand - die Wellen sind super. So können Jonas und ich endlich wieder surfen. Dort könnte ich ewig bleiben. Immer sicherer fühle ich mich auf dem Surfbrett. Doch es ist schon spät, so dass es für die Kinder nur noch zu einem Abendessen bei spektakul

Wieder südwärts

Der Tag am Øvre Dividalen startet verheißungsvoll. Die Sonne scheint, WetterOnline kündigt 15 Grad und Sonne an. Doch der Weg in den Nationalpark entlang eines Flusses ist lang und wolkenverhangen. Beim Aussteigen sind es dann doch nur triste 8 Grad. Egal, warme Temperaturen sind zum Greifen nahe. Heute geht es mal nicht um die Aussicht, sondern wir wandern ohne nennenswerte Höhenunterschiede durch schöne Waldlandschaften immer auf der Suche nach Rentieren. Die sollen hier nämlich wohnen. Deshalb wandern wir heute alle mucksmäuschenstill. Man hört lediglich Wilmas Schnarchen und Martas Schniefnase. Kaum zu glauben, aber es ist unglaublich entspannend und zahlt sich aus. Denn plötzlich knackt es im Unterholz und wir können in einiger Entfernung zwei Rentiere beobachten. Ein sehr schöner Moment. Nachdem Jonas die Tiere durch Stolpern über eine Wurzel verschreckt hat, kippt die gute und ruhige Stimmung der Tour. Erst rutscht Ida von einem Stein ab und plumpst mit Fuß und Po in den Bach, d