An der ungarischen Grenze haben wir auf unserer Reise zum ersten Mal Stau. Und zwar so richtig. Schließlich reisen wir in die EU ein. Im Schneckentempo, vielleicht sogar langsamer, geht’s auf die Grenzhäuschen zu. Wir beobachten, dass jeder Koffer kontrolliert wird. Oha! Das kann bei uns ja ein Spaß werden. Doch als wir nach ca. zwei Stunden endlich an der Reihe sind, geht alles ganz schnell. Die Passbilder werden mit den Insassen verglichen (wobei man sowohl Marta, als auch Wilma absolut nicht mehr erkennen kann), unsere Reiseroute erfragt und ein Blick in unser Wohnzimmer geworfen. Gute Fahrt! Danke :)
Ziemlich spät kommen wir dann an einer Therme an. Knapp 7€ kostet der Spaß für die ganze Familie. Wow, so viel hätte bei uns zu Hause ein Erwachsener alleine bezahlt. Am Eingang erhalten wir neben den Schwimmbadchips einen Zettel mit zwei Zahlen. Wofür die gut sind verstehen wir nicht. Wir versuchen uns durchzufragen. Tatsächlich spricht keiner Englisch, aber mit Händen und Füßen erfahren wir, dass es sich um unsere zugewiesenen Spintnummern in den Sammelumkleidekabinen handelt. Aha, hier hat alles seine Ordnung. Das beheizte Aussenbecken ist erst ab 14 Jahren zugänglich. Wir fragen uns weshalb, sind aber nicht böse, da es rappelvoll und überfüllt mit Rentnern ist. Wir vertreiben uns deshalb die Zeit im Kinderbecken bei sehr angenehmen Temperaturen. Für alle Kinder lohnt sich der Aufenthalt. Ida schwimmt eigentlich die ganze Zeit, Marta traut sich das erste Mal unterzutauchen und Wilma ist nun Fan vom Reinspringen und ins Wasser blubbern.
Auf dem 45-minütigen Weg zum Stellplatz werden wir gleich 2x von der Polizei kontrolliert. Nach kurzer Recherche glauben wir, dass es um das Aufspüren von Flüchtlingen und Schleppern geht. Müde kehren wir auf einem Parkplatz direkt an der Donau ein.
Schon wieder sind morgens die Scheiben von innen gefroren. Kurz wagen wir uns in die Kälte. Direkt neben unserem Schlafplatz befindet sich ein großer Donaustrand. Gerüstet mit Gummistiefeln wird „geangelt“. Am coolsten ist jedoch die Schaukel in einem der Bäume.
An der Sankt-Adalbert-Kathedrale in Esztergom machen wir kurz vor der slowakischen Grenze Halt. Das Bauwerk ist unglaublich imposant und thront oberhalb der Donau mit Blick auf die Slowakei. Zum Beinevertreten packen wir die Rollbretter aus und düsen unterhalb der Basilika auf dem Parkplatz herum.
Beim Übertreten der Grenze zur Slowakei sind wir begeistert. In den letzten Wochen haben wir fast vergessen, dass es innerhalb der EU keine Grenzkontrollen gibt. So entspannt! Doch einige Kilometer nach der Grenze der kurzfristige Schock. Plötzlich fällt mir ein, dass ich vergessen habe das Einreiseformular auszufüllen. Am Straßenrand holen wir diese Formalität nach und hoffen darauf, dass wir nicht erwischt werden. Uiuiui!
Auf der Strecke ziehen weiche Hügel an uns vorbei, die irgendwann von hohen Bergen in der Ferne überragt werden. Der Nationalpark Niedere Tatra, der ein Teil der Kaparten ist, liegt vor uns.
An einem Restaurant parken wir Friedolin, holen uns Pizza und die Erlaubnis dort zu nächtigen. Also vor der Tür im Auto. Die Wartezeit überbrücken wir auf dem eingeschneiten Spielplatz. Mit Regenhose rutscht es sich besonders schnell.
Auch am Morgen freuen sich die Kinder über den Spielplatz vor der Haustür.
Eigentlich möchten wir das Vlkolinec, welches zum UNESCO Weltkulturerbe gehört und nur aus Holzhäusern besteht, besuchen. Doch Wilma schläft auf dem Weg ein und Eintritt für ein Dorf möchten wir dann auch nicht zahlen.
Also fahren wir weiter nach Polen. Dort verbringen wir geraume Zeit damit einen Stau zu umfahren. Es hat wohl einen Unfall gegeben.
Bevor wir bei Jonas Schulfreund Matze einkehren, lüften wir die Kinder nochmal im Schnee. Jonas und Ida machen den Hang mit der Poporutsche unsicher, während ich für die Kleinen den Job des Anschauklers übernehme.
Nach über 12 Jahren trifft Jonas dann Matze wieder - ein wenig wie Herzblatt nach so einer langen Zeit.
Während die Kinder, zu unseren Mädels gesellen sich dreijährige Zwillinge, im Garten spielen, fangen wir an uns auszutauschen. In 12 Jahren ist einiges passiert. Sonia spricht leider kein Deutsch und nur ein wenig Englisch. Matze dient als Übersetzer. Die Kinder fühlen sich auf jeden Fall sofort wohl.
Als alle im Bett sind, leeren Jonas und Matze noch eine ganze Flasche Wodka (schließlich sind wir in Polen) und quatschen über alte Zeiten.
Bevor wir so richtig in den Tag starten, muss Friedolin schon wieder in die Werkstatt. Die zwei Monate alte Bremse quietscht schon wieder bedenklich. Zum Glück kann Matze alles für uns regeln. Derweil sind die Mädels wieder im Duplo-Himmel und möchten gar nicht vor die Tür.
Wir sind fiese Eltern und zwingen sie nach draußen. In der warmen Sonne spazieren wir bis zum Wald und besuchen auf dem Rückweg eine Ziegenherde. Ziegen finde ich mittlerweile ziemlich gut.
Überraschenderweise können wir Friedolin danach auch schon wieder abholen. Nun hat er zwei neue Bremsklötze und wir sind wieder sicher unterwegs und düsen in das benachbarte Skigebiet. Ausgerüstet mit drei Poporutschen und zwei Bobs geht es den Rodelhang hinauf. So richtig Spaß kommt dann leider nur bei Ida und mir auf. Wilma möchte nur bei Jonas auf den Arm, Marta möchte ins Auto. Am Ende haben wir dann aber alle eine schöne Zeit.
Die Jungs freuen sich riesig über das Zurückkommen der Mädels - gerne hätten sie im Kindergarten blau gemacht. Gemeinsam wird erst der Garten, dann das Duplo bespielt. Auch ohne Worte klappt es super.
Abends sitzen wir Eltern lange am Esstisch und quatschten. Dank Dolmetscher Matze klappt das auch ganz gut.
Sonia ist eine gefragte Fotografin im Ort und liebt es vor allem Kinder zu fotografieren. Die sind von der Idee eines Fotoshootings total begeistert und werfen sich in ihre Kleidchen. Das eigens dafür eingerichtete Gartenhäuschen bietet eine coole Kulisse. Es stellt sich heraus, dass die sonst so schüchterne Wilma ein richtiger Shootingstar ist. Marta kann mit den Anweisungen so gar nichts anfangen, fummelt sich im Gesicht herum und lacht sich kaputt. Ida liefert eine solide Leistung ab. Ganz der Profi ;)
Bei übelstem Wetter müssen wir uns dann leider auch schon verabschieden. Wir sind begeistert von der polnischen Gastfreundschaft und freuen uns auf Gegenbesuch im Sommer. Bis dahin möchte Sonia auch ein wenig Englisch lernen.
Der heutige Ausflug ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ist sehr bedrückend und wird bestimmt noch lange nachhallen. Aber wenn wir schonmal daran vorbeifahren, müssen wir auch halten. Besonders grausam ist der Anblick von einem riesigen Brillenberg, Unmengen von Prothesen und Korsetts und Massen von langen Zöpfen. Letztere wurden damals zu Kleidung und Stoffen verarbeitet. Unvorstellbar, wie jemand Teil dieses Konstrukts sein konnte.
Wir erfahren viel über den Krieg und das Leben der Gefangenen. Auch der Todestrakt samt Todesmauer lassen urplötzlich Gänsehaut entstehen. Die Gaskammer und das angeschlossene Krematorium besuchen wir lieber ohne die Kinder. An vielen, sehr grausamem Bildern führen wir sie schnell vorbei.
Ausschwitz II sehen wir nur im Vorbeifahren. Dieses ist noch größer als das Stammlager und fasste damals um die 100000 Gefangenen. Puh! Diesen Besuch müssen wir erstmal sacken lassen und natürlich Unmengen an Fragen beantworten.
In der Abendsonne schaukeln wir bei starkem Sturm über die Autobahn. Zugunsten eines Windschutzes parken wir heute Nacht ohne Seeblick kurz vor Breslau.
Am Morgen können wir jedoch einen Blick auf den See erhaschen. Bei strahlend blauem Himmel angeln die Kinder mit Pampasgras. Windig ist es allerdings immer noch.
Auf dem Weg zur Grenze müssen wir für Ida noch einen Antigen-Test organisieren. Mit 3G-Einreise und Quarantäne für die Kinder, bedingt durch Reisen in Hochrisikogebieten, ist Deutschland das strengste Land auf unserer Reise.
An einem Spielplatz machen wir Pause. Ida ist wieder begeistert mit dem Ball unterwegs und Wilma fährt alleine Roller. Marta dreht sich derweil alleine auf dem Karussell und ist froh auch mal Schwung geben zu dürfen. Ida gesellt sich später zu ihr und übernimmt das Steuer. Resistent für Geschwindigkeitswarnungen gibt sie Vollgas. Marta beginnt zu schreien, doch Ida hält das Ding nicht an. Als es endlich steht, beginnt Marta sich direkt zu übergeben. Die Details lassen wir an dieser Stelle lieber weg.
Auf der Weiterfahrt kommt die Tüte ständig zum Einsatz. Zum Glück ist immer Fehlalarm.
Spontan entscheiden wir ganz nach Hause zu fahren. 3 Stunden vor Heimat siegt dann aber die Vernunft. Bei Sturmböen um die 100 km/h müssen wir auf der Autobahn nicht unser Schicksal herausfordern. Es wartet ja eh niemand auf uns, dank der Quarantäne, und unser Bett ist sowieso immer dabei. Beim Einparken übersieht Jonas eine Linie. So wird er während des Abendessens rausgeklopft und muss nochmal das Lenkrad frei räumen. Zum Dank gibt’s ne Dose Bier vom polnischen Nachbarn.
Wilma findet so eine Schaukelei ziemlich entspannend. Bis halb 5 schläft sie im Kinderbett.
Beim morgendlichen Blick aus dem Fenster erhaschen unsere Augen einen Blick auf pure LKW-Romantik.
Nach drei Stunden im Auto sind wir dann wieder zu Hause und begeben uns artig - also nur die Kinder - in die 5-tägige Einreisequarantäne. Wir werden sie schon wuppen. Es gilt das ganze Spielzeug wieder zu entdecken.
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