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Wildes Montenegro - Regen, Nebel, Schnee, Gewitter, ein wenig Sonne und Traumlandschaften

Ohne große Probleme reisen wir in Montenegro ein.

Der Blick auf die Wetterprognose lässt heute nur zwei Möglichkeiten zu: viel Regen und noch viel mehr Regen. Wir entscheiden uns für viel Regen und rollen gen Durmitor Nationalpark. Zunächst geht es entlang der Bucht von Kotor, dem südlichsten Fjord Europas. Sehr kurvig zieht sich die Strecke bergauf mit tollen Ausblicken auf das Wasser. Dann tauchen wir plötzlich durch die dichte Nebelsuppe, die sich schon von unten erahnen lassen konnte. Zwischendurch lichtet sich der Nebel und es scheint sogar die Sonne. An uns ziehen traumhafte Landschaften vorbei, manchmal sogar noch mit Regenbögen verziert. Unterwegs legen wir einen Fotostopp nach dem anderen ein, während das Hörspiel der Kinder - irgendwas mit dem Sams - rumdudelt.




















In der Hoffnung eine gute Aussicht auf den Tara Canyon, mit bis zu 1300 Metern die zweittiefste Schlucht nach dem Grand Canyon, zu erhaschen, steuern wir einen Aussichtspunkt an. Der letzte Kilometer dorthin überrascht uns mit plötzlich schneebedeckter Fahrbahn, vom Himmel schnippelt es. Und die Aussicht, naja, man hätte es sich denken können … Man sieht eher nichts. Zumindest nichts von der Schlucht, bzw. dem Fluss der durch ebendiese verläuft. Als Entschädigung ist immerhin ein Regenbogen zu sehen.





Neben einer alten Liftanlage (im Nationalpark ist nämlich ein großes Skigebiet) parken wir Friedolin für die Nacht. Zur allgemeinen Auflockerung der Gelenke nach der langen Fahrt spazieren wir noch in Richtung eines kleinen Sees. Es soll nur ein Minispaziergang werden, da es in Strömen regnet und die Kinder bei den Temperaturen (3 Grad) keine Lust auf draußen haben. Als wir gerade durch ein dunkles Waldstück laufen, und Ida ohnehin schon aus Angst vor Bären (ja, die gibt es hier tatsächlich) am liebsten umdrehen möchte, grollt ein lauter Donner. Wir drehen lieber um und verbringen den restlichen Tag im warmen Auto. Das war dann wohl nur ein Mikrospaziergangu.






Der nächtliche Schnee gibt uns Anlass die Weihnachtsdeko auszupacken und Weihnachtslieder zu hören und lauthals zu trällern. Leider fällt genau jetzt unsere Standheizung aus, der Fehler lässt sich nicht finden und es ist bitterkalt im Auto. So wärmen wir Friedolin unterwegs und frühstücken am Wanderparkplatz.


Von hier aus machen wir uns auf zum Schwarzen See. Dort werden wir von Hagel und Wind von vorne empfangen - autsch! Dennoch ist der Anblick sehr schön, da eine kurze Lücke in den Wolken den Blick auf den Bobotov Kuk freigibt. Es ist offiziell der höchste Gipfel Montenegros, obwohl er nicht wirklich der höchste ist. Die beiden geringfügig höheren Berge bilden schon die Grenze zu Albanien und zählen deshalb wohl nicht. 


Zurück im Auto wärmen wir uns auf und verlassen es heute nur noch für Fotostopps. Wir versuchen erneut unser Glück an der Tara-Schlucht. Dieses Mal werden wir mit einem eindrucksvollen Blick von der Đurđevića-Tara-Brücke belohnt. 




Die Fahrt führt uns, ständig begleitet durch Regen, dann auch über lange Strecken durch die Schlucht entlang des Tara. Mal sind wir nah am Wasser, dann wieder hoch oben. 

Später durchfahren wir auch noch Teile der Morača Schlucht mit gleichnamigem Fluss. Gleich bleibt, dass die Straße, wenn überhaupt, nur durch eine rostige Leitplanke vom Abgrund getrennt ist. Erschreckend, dass an einer Stelle, in ca. 100 Metern Tiefe, ein Autowrack im Flussbett steht. Aber wie soll es auch aus einer solchen Tiefe geborgen werden?

Insgesamt sind wir von der Fahrt durch die beiden Canyons zutiefst beeindruckt. Nach jeder Kurve ergibt sich immer eine ganz neue Szenerie - wir sind begeistert!











Mindestens genauso schön ist der Ausblick auf die Flussschleife des Rijeka Crnojevica mit Skutarisee im Hintergrund. Kann uns mal jemand zwicken? Diese Farben! Diese Landschaft! Traumschön!




Nach weiteren abwechslungsreichen Landschaften, parken wir für die Nacht am Eingang des Lovćen Nationalparks. Das Einschlafen der Kinder dauert ewig - wir sind gar nicht müde - doch dass wir kurz darauf inmitten eines Gewitters sind, juckt die Damen nicht die Bohne! So tief würde ich auch gerne mal wieder schlafen …




Eigentlich sind wir ja hier im Nationalpark gelandet, weil wir dort wandern möchten. Doch der morgendliche Ausblick aus dem Van bringt Ernüchterung: Nebelsuppe. Da können wir uns die Wanderung mit Panorama wohl sparen. Dafür gibt es einen langersehnten Moment: die Entzündung der ersten Adventskerze.


Auch der Stopp am Aussichtspunkt über die Bucht von Kotor eröffnet eine tolle Sicht auf … eine weiße Wand. Hm, schade!

Ein wenig tiefer können wir aber dann doch noch einen tollen Blick auf die Stadt erhaschen. Über viele Haarnadelkurven geht es dann dem Meeresniveau entgegen. 



In Kotor spazieren wir erst durch die kleinen, niedlichen Gassen. Wir können bestätigen, dass es sich um die Stadt der Katzen handelt. 






Ausnahmsweise ist das Wetter mal nicht auf Regen eingestellt, weshalb wir den Aufstieg zur mittelalterlichen Festung San Giovanni, die oberhalb der Stadt thront, wagen. Über zahlreiche Treppen steigen wir den Berg hinauf. Auf halbem Weg liegt die Church of our Lady of Remedy.

Beim Aufstieg lernen wir Weltenbummler Niko kennen, der gerade dabei ist ein Ziel für sein Leben zu finden. Ida ist besonders begeistert von unserer Wegbegleitung. Ein merkwürdiger, aber sehr netter Kauz, der unterwegs sämtliche Pflanzen probiert. Hoffentlich haben sich die Kinder das nicht abgeguckt. 

Ein plötzlicher Wetterumschwung sorgt für einen ordentlichen Wolkenbruch und die Trennung von unserem Wandergefährten. Blitzschnell sind wir pitschnass. Niko stellt sich unter und wir eilen zum Auto.


















Der für die Nacht auserkorene Campingplatz am Jaz Strand bei Budva steht leider komplett unter Wasser, so dass wir spontan umdisponieren müssen. Friedolin muss das Schwimmen noch lernen ;)

Entlang der Küstenstraße, von Budva nach Petrovac, freuen wir uns über traumhafte Panoramen. Besonders schön ist der Blick auf die kleine Insel Sveti Stefan, die durch einen Damm mit dem Festland verbunden ist. Sie ist nicht für die Allgemeinheit zugänglich.






Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichen wir den Strand Luchica, den wir zum Auslüften erkunden. Ein sehr schönes Fleckchen Erde!





Damit wir früh zum Campingplatz kommen, um unsere Standheizung wieder in Gang zu bekommen, geht’s nach dem Frühstück direkt los. Wir spazieren entlang zwei toller Buchten mit klangvollen Namen: Queen’s Beach und King’s Beach. Sie heißen auch nicht ohne Grund so, denn früher residierte hier die Königsfamilie um Maria von Jugoslawien. Später bewohnte der jugoslawische Führer Tito die Strandvilla, während sie heute ein Luxushotel beherbergt. Mit schweren Taschen, gefüllt mit farbenfrohen Steinen, verlassen wir die schönen Strände.







Schon früh erreichen wir den Campingplatz und erkunden den Strand. Doch bevor wir uns häuslich einrichten, fällt uns ein, dass Ida ja noch einen Antigen-Test benötigt, um die Grenze nach Albanien zu passieren. Also fahren wir auf Anraten der Campingplatz-Hiwis nach Bar. Wir stellen fest, dass Touristen nicht mehr gratis getestet werden dürfen und werden an eine Privatklinik verwiesen - zum Glück direkt um die Ecke. Nach einer gefühlten Ewigkeit halten wir dann auch endlich das negative Testzertifikat in den Händen. 



Nun sind wir doch wieder so spät auf dem Platz. Zu allem Überfluss regnet es dann auch noch in Strömen, so dass wir den Rest des Tages im Auto verbringen. So haben wir auch keinen Platz, um den Fehler der Heizung zu orten. Lediglich zum Sonnenuntergang verschlägt es uns an den Strand, der in goldenes Licht getaucht wird. Nach langer Zeit der Einsamkeit treffen wir hier mal wieder andere Reisende und unterhalten uns am Strand lange mit einer britischen Familie.


Nach der Klärung organisatorischer Dinge verlassen wir Montenegro entlang des Skutarisees. Zum Abschied können wir endlich die tollen Bergpanoramen bei klarer Sicht bestaunen. Witzig ist, dass wir an der letzten Tankstelle einen Tankwart treffen, dessen Bruder in Dortmund wohnt - Schützenstraße - früher quasi um die Ecke. Wie klein (und schön) die Welt doch ist!





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