Die portugiesische Grenze ist die erste an der wir angehalten werden. Aber denkste, Ausweise oder irgendwelche Dokumente müssen wir nicht vorzeigen. Mit Händen und Füßen und dem Handy werden wir recht freundlich darauf hingewiesen, dass wir umgehend ein Warnschild für den Fahrradträger kaufen müssen, ansonsten drohen 120€ Strafe. Eine kurze Recherche ergibt, dass wir dieses auch schon in Spanien benötigt hätten. Hat da nur niemanden interessiert. Na gut, dann kümmern wir uns mal schnell. Aus schnell wird später, denn die Suche nach dem Schild gestaltet sich als ziemlich schwierig. Etliche Tankstellen- und Supermarktmitarbeiter sind überfragt. Englisch ist auch nicht die Fremdsprache Nummer 1. Nach einer Ewigkeit stoßen wir letztendlich durchs Internet auf einen Zubehörhandel für KFZ im Örtchen Mira. Jiha! Freudestrahlend komme ich mit dem Must-have aus dem Shop. Es wird direkt montiert und wir fühlen uns sofort viel sicherer ;)
Später als geplant erreichen wir dann endlich über eine Buckelpiste den Praia da Costinha nördlich von Figueira da Foz. In unserer Vorstellung sind wir hier ganz alleine - fast, können surfen und schwimmen - nein. Denn es bläst ein unglaublicher Wind, im Meer herrscht absolutes Chaos. Es wäre lebensgefährlich dort auch nur einen Fuß reinzusetzen.
Am nächsten Morgen wachen wir an einem anderen Strand auf. Zumindest fühlt es sich so an. Der Wind ist eingeschlafen und die Wellen relativ harmlos, aber nicht besonders gut zu surfen. Wir haben trotzdem Spaß am Strand. Klar, dass Marta als erste keine Kleidung mehr trägt.
Mittags geht’s dann weiter nach Figueira da Foz. Zwar ist der Strand gesperrt (irgendwelche Bauarbeiten erklärt der Portugiese), aber wir lassen uns trotzdem nieder (macht der Portugiese auch). Die Welle läuft super und es ist nichts los (bei Ankunft war das Wasser recht voll, nun sind alle nach der Mittagspause wieder los zur Arbeit). Ida und Marta beschäftigen sich die ganze Zeit alleine und wir haben abwechselnd Zeit im Wasser. Voll gut! Alle sind zufrieden und glücklich und verdienen sich ein Eis mit Aussicht auf die Kindersurfschule.
Auf unserer Strecke liegt auch die Stadt Nazaré. Wir wollen uns nicht entgehen lassen den Ort der größten Welle der Welt gesehen zu haben. 2017 wurde hier eine mehr als 24 Meter hohe Welle geritten. Doch soweit kommen wir gar nicht. Auf Parkplatzsuche kracht und knarzt es plötzlich ganz furchtbar unter Friedolin. In der schrägen Einfahrt eines Appartmentkomplexes hat er sich mit seiner Heckstoßstange (ist bestimmt nicht die richtige Bezeichnung) festgefahren. Gerade kommen die Anwohner von der Arbeit nach Hause und wir dämlichen Touris blockieren ihre Einfahrt. Na toll! Aber eine ältere Dame holt direkt einen älteren Herrn dazu und gemeinsam gehen wir mit Händen und Füßen unsere Möglichkeiten durch. Diese sind begrenzt und alle eher unmöglich. Eine weitere Dame gesellt sich dazu und schickt ihrem Mann - er verkauft Motoren - Bilder zur Problemfindung. Sein Tipp: mit Vollgas zurückfahren. Wir ignorieren das schreckliche Geräusch und Jonas gibt Gas. Und siehe da: wir sind wieder frei. Überglücklich bedanken wir uns bei den Helfenden, entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten und düsen schnell davon, um kurz darauf in einer engen Straße festzustecken. Eigentlich kann man durchfahren, aber heute ist sie gesperrt und wir müssen rückwärts zurück. Zum Glück lotst uns ein Einheimischer sicher aus der Gasse heraus.
Wir wollen unser Schicksal nicht herausfordern und verlassen Nazaré. Schade, da die Stadt echt schön aussieht. Aber nützt ja ohne Parkplatz auch nichts.
Kurz vorm Sonnenuntergang kommen wir in Peniche an. Zackig geht’s zum Strand, wo wir den bunten Himmel und die Surfer noch bei einem Bierchen bestaunen können. Die Kinder sind glücklich über ein Palmgrastipi.
Entgegen unseres Plans nach einer Nacht weiterzufahren, bleiben wir doch länger in Peniche. Der Schlafplatz ist nicht schön, aber umsonst und nah am Meer. Die Kinder lieben den Strand, benutzen ihn, um Gemälde zu fabrizieren, bauen ganze Häuser aus Sand und sind einfach nur glücklich. Jonas verbessert seine Surfskills und ist zurecht mächtig stolz auf sich. Sogar ich komme nun ohne fremde Hilfe auf kleine grüne Wellen. Richtig viel Spaß machen die zwei Stunden bei Surflehrer Bruno. Die Wellen werden immer größer und mit ein paar Tipps klappt es immer besser.
Ab und zu kehren wir in die Strandbar ein, die nicht nur tolle Aussichten, sondern auch furchtbar leckeres Essen bietet.
Wir könnten hier ewig bleiben. Vor allem die Kinder sind richtig traurig, als wir mit einem Kilo Sand weniger (das Bettlaken ähnelte Schmirgelpapier) Richtung Süden weiterfahren.
Hier schauen wir uns das kleine Städtchen Ericeira an, welches umrahmt von Top-Surfspots ist. Die Stadt an sich ist total niedlich. Ein schönes Lädchen reiht sich an das nächste und die Cafés sehen sehr einladend aus, weshalb wir wohl auch nirgends einen Platz bekommen. Deshalb spazieren wir nur durch die kleinen Gassen, essen Eis, schauen uns die Kirche der Heiligen Marta an und besuchen gleichnamigen Park.
Am Nachmittag kehren wir am Strand Foz do Lizrando ein. Es ist einer der wenigen Strände um Ericeira, wo man nicht über Felsen surft. Allerdings weiß ich sofort, dass ich hier nicht ins Wasser gehen werde. Die Wellen sind riesig, die Surfer richtig gut anzuschauen. Etwas weiter den Strand runter sind die Wellen niedriger und Jonas kommt auf seine Kosten.
Aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit wollen wir nur kurz an der Strandbar essen, bevor wir zum Stellplatz fahren. Leider hat die Küche schon geschlossen. Schade, dann gibt es nur ein Getränk und wir essen im Auto. Doch irgendwie dauert wie immer alles länger, Googlemaps spinnt total und wir begrüßen die anderen Camper neben der Basilika von Mafra mit tösendem Gebrüll aus unserem Auto. Herrlich! Zum Glück haben wir einen Joker gegen schlechte Stimmung - Essen. So können die schnell gezauberten Hotdogs die Gemüter besänftigen und alle schlummern zufrieden ein.
Am Morgen sehen wir dann auch neben welch imposantem Gebäude wir die Nacht verbracht haben. Die Kinder ziehen gedanklich als Prinzessinen in ihr Schloss ein.
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