Direkt zum Hauptbereich

Von den Lofoten über die Vesterålen und Senja nach Tromsø

Nachdem wir die Lofoten hinter uns gelassen haben, wird es deutlich ruhiger und auch kühler. Das erste Mal die Standheizung und Jonas holt die lange Hose aus dem Schrank. Unser Ziel ist der Campingplatz in Bleik auf der Insel Andøya, Teil der Vesterålen. Wir möchten warm duschen und unser Wäschefach quillt über. Friedolin steht direkt an der Düne, dahinter weißer Sandstrand, der größte Spielplatz der Welt. 



Allerdings machen uns die Kinder einen Strich durch die Rechnung, da sie bei der Ortsdurchfahrt einen Spielplatz gesichtet haben. Also machen wir uns dorthin auf den Weg. Er ist für ein solch kleines Dorf riesig, die Wiese ist wie alle norwegischen Gärten top gepflegt und nach und nach trudeln die Dorfkinder samt Eltern ein. Die Berührungsängste der Kinder sind heute ein wenig zu groß, doch ich unterhalte mich sehr lange mit norwegischen Familien. Alle sind erstaunt was uns an diesen Ort verschlagen hat. Sie erkennen wohl die Schönheit ihrer Heimat nicht mehr. So geht ein schöner Nachmittag schnell vorbei. Die wichtigste Info, die wir mit auf den Weg bekommen ist: „You always have to dress up for three different seasons“. Jawoll, die Kombi Bikini und Schneeanzug stelle ich mir interessant vor.


Wir sind durchgefroren und freuen uns über die Familiendusche. Highlight der Kinder ist das Einwickeln in den Duschvorhang, bah! Die Abendsonne genießen wir dann nur von drinnen, keiner mag mehr in die Kälte.



Den nächsten Vormittag nutzen wir dann den Spielplatz vor der Haustür. Den Kindern haben es die riesigen Algenstöcke angetan, mit denen sie wahlweise putzen, Hüpfspiele spielen oder sie als Hexenbesen umfunktionieren.



Frisch geduscht und mit sauberer Wäsche nehmen wir die Fähre von Andenes nach Senja. Sie ist die zweitgrößte Insel Norwegens. Die Überfahrt hat es in sich. Der Wellengang ist so hoch, dass mir nach kürzester Zeit furchtbar schlecht ist. Selbst das Bild an der Wand schaukelt von links nach rechts. Gegen Ende kommen wir in seichte Gewässer und genießen die Aussicht an Deck.

Kurz nach Ankunft machen wir unsere erste Wanderung. Ganz langsam geht es durch grüne, kuschelige Landschaften den Sukkertoppen hoch und schon nach kurzer Zeit haben wir vom ersten Aussichtspunkt einen fabelhaften Blick auf Insellandschaften. Wären wir nicht so dick gekleidet, könnte man fast vermuten wir wären in der Südsee.

Ida ist heute top motiviert und möchte noch die 2, wie sie die Spitze des Berges nennt, besteigen. Wir reden es ihr aus, denn wir wollen noch ein Stück fahren.







Die Straße führt uns entlang der Küste mit traumhaften Felsformationen und Ausblicken auf Fjorde zum Strand Ersfjord. Dort bleiben wir für die Nacht. Die Kinder spielen direkt vor der Haustür am Strand und schließen schnell neue Urlaubsfreundschaften. Während wir Eltern uns am Feuer unterhalten, sind die Kinder in ihre eigene Welt abgetaucht. Nur die kalten Hände von Wilma treiben uns irgendwann in den Van. Mit der Begründung, dass die Kinder ja morgen noch spielen können, schafft sogar Ida einen problemlosen Absprung.






Nach unserem Frühstück ist die Familie dann leider schon abgereist und über Idas Kopf schwebt eine riesige Gewitterwolke. Obwohl wir wissen, dass die Familie die gleiche Wanderung wie wir machen und wir uns zwangsläufig irgendwann am Berg treffen werden, gibt es kein anderes Gesprächsthema. Um Ida zu besänftigen machen wir uns schnell auf zum Startpunkt der Wanderung auf den Hesten. Von dort aus soll man den Berg Segla besonders toll bestaunen können. Wir kommen am, der Parkplatz ist mit ca. 20 Fahrzeugen schon voll. Im Ort gibt es keine Alternative, auch nicht nach der zweiten Runde. Netterweise organisiert uns die Bedienung im einzigen Restaurant einen Parkplatz auf dem Gelände einer verlassenen Fabrik. Bis der gefunden ist, haben wir noch einige Bauarbeiter genervt. Aber alle sind hilfsbereit, telefonieren und führen uns ans Ziel. Nun geht es endlich los. Erst als wir die Familie von Weitem sichten, kann Ida wieder klettern wie eine Bergziege und wird fröhlich. Die Kinder zelebrierten ein kurzes Wiedersehen, wir schießen schnell Erinnerungsfotos und dann heißt es auch schon Abschiednehmen. Immerhin ist die Laune jetzt akzeptabel. 

Oben angekommen picknicken wir und versinken in den Ausblick - mal wieder wow!








Zum Dank für den Parkplatz gehe ich nochmal in das Restaurant und kaufe uns Pommes für die Weiterfahrt. 26€ zahle ich für vier Portionen. Ok, das ist teuer! Beim Öffnen der Boxen fällt mir dann die Kinnlade runter. 6,50€ für 20 Pommes ist dann einfach ne Frechheit. Teure Wanderung!


Da die Insel so sehenswert sein soll, umrunden wir sie kurzerhand mit dem Auto. Tatsächlich stimmt die Beschreibung „Norway in a nutshell“. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich. Während der Norden sehr von Felsküste geprägt ist, erstrecken sich über das Landesinnere weite Wiesen und im Süden ist das Meer von sanften Hügeln gesäumt. Obwohl wir immer häufiger Elchschilder sehen, bleiben sie von uns weiter unentdeckt.





Pünktlich zur Abfahrt begeben wir uns auf eine weitere Überfahrt mit der Abendfähre Richtung Tromsø. Dort werden wir von warmer Abendsonne und spiegelglatten Fjorden begrüßt. Heute wird es spät, da die Kinder bei der  Senja-Umrundung eingeschlafen sind. Friedolin parkt zur Übernachtung an einen Fjord und wir machen ein wenig Hausparty.



An der Straße sehen wir morgens dann zum ersten Mal Rentiere, einfach so an der Straße grasend. Cool!

Nun sind wir dann am nördlichsten Punkt unserer Reise angekommen: Tromsø. Bis zum Nordkapp ist es uns einfach zu weit und Temperaturen um die 4 Grad locken uns nun gerade auch nicht. Die 7 Grad in Bleik haben uns gereicht.

Mit Friedolin fahren wir auf Parkplatzsuche einmal durch die Stadt und machen auf diese Weise eine kleine private Sightseeingtour, vorbei an der Eismeerkathedrale und der stinknormalen Kathedrale. Obgleich erstere ganz berühmt isr, gefällt uns zweitere äußerlich besser. Interessant finden wir, dass die Stadt mit einem riesigen Tunnelsystem durchzogen ist. Wir passieren sogar einen unterirdischen Kreisverkehr.


Unseren Parkplatz finden wir dann an der nördlichsten Universität der Welt und besuchen das nördlichste Planetarium, das in das Northern Norvegian Science Center integriert ist. Google sagt, dass es für Kinder toll sein soll, für Erwachsene dagegen eher nicht. Wir überzeugen uns vom Gegenteil und haben zwei Stunden riesigen Spaß - von ganz jung bis alt. Wir lernen viel über unseren CO2-Fußabdruck, hören verschiedene Tiere pupsen (das macht uns fast am meisten Spaß), fahren Ski, machen Experimente mit Schnee und Kälte, testen unsere Kraft und Reaktion und vieles mehr. Wir sind begeistert und treffen keine anderen Besucher. So vergeht die Zeit super schnell, dass wir die Filmvorstellung zu den Nordlichtern verpassen. Mist! Auf Nachfrage stellen wir fest, dass es die einzige für den Tag geplante Vorstellung ist. Der nette Mitarbeiter fragt dann aber nach und darf eine Privatshow für uns machen. Voll cool! Und da wir nun die einzigen Zuschauer sind, bekommen wir auch noch die deutsche Version zu sehen. Voraussichtlich werden wir die Nordlichter, die ab September nördlich des Polarkreises gut zu sehen sind, nicht mit eigenen Augen beobachten können, da wir uns nun auf gen Süden machen. Der Film hat uns jedoch einen guten Einblick gegeben - beeindruckend. Naja, vielleicht klappt es ja noch … 










Wir verlassen nun Tromsø in Richtung Øvre Dividal Nationalpark. Der Weg dorthin ist wunderschön, erst geprägt von hohen, teilweise schneebedeckten Bergen, Flüssen, gesäumt von Farnwäldern und wird dann richtig einsam. Man sieht, dass die Bäume schon langsam ihre Farbe wechseln, der Herbst zieht ins Land.






Während die anderen den See an unserem Schlafplatz erkunden, putze ich Küche und Esszimmer von Friedolin. War nötig!




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Endspurt durch Frankreich

Die letzten Tage der Reise verbringen wir nun in Frankreich. Leider erweist sich die Stellplatzsuche als sehr schwierig. So landen wir mal wieder in Moliets Plage - Erinnerungen an vergangene Urlaube werden wach. Kurz vorm Sonnenuntergang schaffen wir es noch ans Meer. Wilma und Marta stürzen sich direkt in die Lagune und sind nur schwer aus dem Wasser zu bekommen und meinen plötzlich schwimmen zu können. Da die Kinder den ganzen Tag nur gesessen haben und fast alle unterwegs geschlafen haben, beschließen wir eine spanische Nacht. Erst gegen 23 Uhr bekommen wir kurz vor Küchenschluss unsere Pizza serviert. Anschließend fliegen die Kinder in den siebten Himmel - neben zwei Runden im Karussell gibt es sogar noch ein Eis.  Das Eis bleibt Wilma so in Erinnerung, dass ihr erster Satz am Morgen sich um eben dieses pinke Eis dreht. Zu diesem Zeitpunkt sind Jonas und Christoph schon lange unterwegs. Mit ihren Surfbrettern verabschieden sie sich gebührend vom Meer. Als sie mit dem breitesten Gr

Kantabrien - Lieblingsplatz am Playa Gerra

Gleich unser erster Halt in Kantabrien entpuppt sich als absoluter Glücksgriff. Es ist der Playa de Barnejo-Berrellín. Als wir ihn bei Flut erreichen, ist nur ein schmaler Streifen Sand begehbar. Das Wasser ist wie ein See und lädt die Kinder zum Schwimmen mit den Bodyboards ein. Überall kann man schwimmend und watend (wenn man groß ist) kleine Buchten erreichen. Beim Einsetzen der Ebbe verschwindet das Meer nach und nach hinter einer Kurve, wo wir tolle Wellen finden. Wir sind unglaublich begeistert von diesem Strand und fühlen uns an verwunschene Traumstrände an anderen Enden der Welt erinnert. Gut gelaunt geht es zum Playa Gerra, wo wir (hoffentlich, sofern es nicht zu voll wird) die nächsten Tage bleiben werden. Schnell geht es los zum Strand - die Wellen sind super. So können Jonas und ich endlich wieder surfen. Dort könnte ich ewig bleiben. Immer sicherer fühle ich mich auf dem Surfbrett. Doch es ist schon spät, so dass es für die Kinder nur noch zu einem Abendessen bei spektakul

Wieder südwärts

Der Tag am Øvre Dividalen startet verheißungsvoll. Die Sonne scheint, WetterOnline kündigt 15 Grad und Sonne an. Doch der Weg in den Nationalpark entlang eines Flusses ist lang und wolkenverhangen. Beim Aussteigen sind es dann doch nur triste 8 Grad. Egal, warme Temperaturen sind zum Greifen nahe. Heute geht es mal nicht um die Aussicht, sondern wir wandern ohne nennenswerte Höhenunterschiede durch schöne Waldlandschaften immer auf der Suche nach Rentieren. Die sollen hier nämlich wohnen. Deshalb wandern wir heute alle mucksmäuschenstill. Man hört lediglich Wilmas Schnarchen und Martas Schniefnase. Kaum zu glauben, aber es ist unglaublich entspannend und zahlt sich aus. Denn plötzlich knackt es im Unterholz und wir können in einiger Entfernung zwei Rentiere beobachten. Ein sehr schöner Moment. Nachdem Jonas die Tiere durch Stolpern über eine Wurzel verschreckt hat, kippt die gute und ruhige Stimmung der Tour. Erst rutscht Ida von einem Stein ab und plumpst mit Fuß und Po in den Bach, d